Die Mendelssohns

Kreuzdonnerwetter, wir hatten genug schlabbrige Musik im Leibe!“ Dieses herrlich unerwartete Zitat von Fanny Hensel, der als Fanny Mendelssohn 1805 in Hamburg geborenen älteren Schwester Felix‘, beschreibt den Anspruch, mit dem die Instrumentalensembles der The Young ClassX Orchesterfamilie musizieren.  

Die Musikerfamilie Mendelssohn hält vielfache Inspiration bereit. Ihre Biographien, Gedanken und Musik dienen nicht nur als Anregung für die drei Orchester, die nach dem Großvater Moses und den Geschwistern Fanny und Felix benannt sind, sondern auch für das The Young ClassX Instrumentalensemble.  

„Denkend und reflektierend sich im Betrachten und Erleben des Schönen zu vervollkommnen.“ Das war die Maxime Moses Mendelssohns (1729-1786) ästhetischer Philosophie. Er zählt zu den bedeutendsten Philosophen seiner Zeit und erkannte als einer der ersten, welch kulturelle Bedeutung in reiner Instrumentalmusik steckt.
Zu seinen engsten Freunden zählte Gotthold Ephraim Lessing, der ihm mit der Figur des „Nathan der Weise“ ein bleibendes Denkmal schuf.
Dem „Lernen” widmete sich Moses Mendelssohn mit äußerster Hingabe. So brachte er sich autodidaktisch fünf Sprachen bei. Sein Denken und Leben war die Voraussetzung, dass die „Musik zum Fundament einer Lebenshaltung“ in der Familie Mendelssohn wurde (Zitat Fancoise Tillard, Musikwissenschaftlerin).
So führt von Moses Mendelssohn eine direkte Linie zu den Geschwistern Fanny und Felix. Der Großvater war die geistige und moralische Instanz in ihrem Leben, auch wenn sie ihn persönlich nicht mehr kennengelernt haben.

Fanny Hensel (1805-1847, geborene Fanny Zippora Mendelssohn) begegnet ihrem jüngeren Bruder Felix an Talent und Möglichkeiten mindestens gleichwertig, denn beide erhielten eine ähnliche musikalische Ausbildung. Trotzdem war es ihr nicht möglich, öffentlich zu wirken. Zum einen war zu dieser Zeit gesellschaftlicher Konsens, dass das Wirken der Frau auf das “häusliche Feld” zu beschränken sei. Zum anderen interessierte sie eine Karriere als Pianistin wie z.B. der von Clara Schumann weniger. Jedoch hatte sie im Haus der Mendelssohns die Möglichkeit, in den halböffentlichen „Sonntagsmusiken“ (geladene Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur) und auch bei großen Familienfeiern, sich als Komponistin, Pianistin und Dirigentin zu betätigen.
Sie heiratete den Maler Wilhelm Hensel, der sie in ihrem künstlerischen Wirken sehr unterstützte und sie zum Komponieren ermutigte. So schrieb Fanny über 500 Kompositionen, darunter u.a. zahlreiche Lieder, Klavierwerke, ein Streichquartett, ein Klaviertrio und eine Ouvertüre, die sie in ihrem letzten Lebensjahr doch noch anfing, zu veröffentlichen.
Ihre Werke gelten als progressiver und nonkonformer als die ihres Bruders, denn sie konnte sich künstlerisch wesentlich freier darstellen, als es Felix möglich war. Für ihn fand jeder öffentliche Schritt unter größter kritischer Beobachtung statt.

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) gilt heute als einer der wichtigsten Komponisten, Pianisten und Dirigenten der deutschen Romantik. Obwohl er nur 38 Jahre alt geworden ist, schuf er in seinem kurzen Leben ein in Umfang und Qualität beeindruckendes Werk, das neben Orchesterstücken, Liedern und Kammermusikstücken auch Oratorien umfasst.
Felix bewies früh sein musikalisches Talent. Bereits als Neunjähriger trat er öffentlich als Pianist auf. Mit 12 Jahren umfasste sein musikalisches Schaffen schon etwa 60 Werke und im Alter von 15 Jahren schuf er seine erste Sinfonie.
Neben seinem musikalischen Genie sorgte er in seinem künstlerischen Leben für viele weitreichende Impulse: Als Direktor des Gewandhauses Leipzig entwickelte er neue Konzertformate, galt als erster „moderner“ Dirigent, gründete Deutschlands erste Musikhochschule und entwickelte als erster eine Art Krankenkasse für seine Musiker*innen, die Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall ermöglichte.

Als das Felix Mendelssohn Jugendorchester sich vor einigen Jahren dazu entschloss, den in Hamburg geborenen Komponisten, Dirigenten, Pädagogen und Humanisten Felix Mendelssohn als Namenspatron zu wählen, war noch nicht klar, welche Bedeutung diese Namenswahl später einmal haben würde. Zunächst waren es die Jugendlichkeit und Frische seiner Werke und ihre unmittelbare Kraft, die anzogen.  

Nach zunehmender Beschäftigung mit der Familie Mendelssohn entwickelte sich eine respektvolle und mit Stolz erfüllte Identifikation mit dieser einzigartigen Familie. Ihre noble Geisteshaltung, ihr soziales Engagement und Wirken in der Gesellschaft macht sie, unabhängig von ihrer Musik, zu einem großen Vorbild und zur Inspirationsquelle. 

Illustrationen: Clara Lotta Dittmer

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